Thema: Gesunder Rücken – Was kann ich tun?
Experteninterview mit Mechthild Maier.
Marcus Hermanowski: Immer öfter hören wir in Kundengesprächen, dass sich Menschen über Rückenschmerzen beklagen. Viele sind der Meinung, dass es an der Matratze liegen muss. Wie ist da Ihre Erfahrung?
Mechthild Maier: Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. Die Wahl der Matratze bzw. des Schlafsystems ist bestimmt wichtig, aber dies ist eher ein Nebenaspekt in Patientengesprächen. Ich denke, dass es vor allem an unserem modernen Lebensstil liegt. Kurz gesagt: mangelnde Bewegung und Stress, langes Sitzen und falsches Heben und Tragen.
Also achten wir zu wenig auf uns?
Genau. Bei Heranwachsenden scheint Bewegung einen immer geringeren Stellenwert zu haben. Bewegung muss vorgelebt werden, genauso wie gesunde und bewusste Ernährung. Da haben unter anderem die Eltern eine Vorbildfunktion. In jungen Jahren sind Rückenschmerzen und Übergewicht in der Regel noch kein Thema, wenn sich die Kinder viel bewegen, wie beim Spielen und beim Sport. Aber bereits bei Jugendlichen sind Rückenprobleme keine Seltenheit mehr durch zu viel Sitzen in der Schule und im Studium, durch zu häufige Benutzung vom PC und Handy, durch zu wenig Sport. Mit dem Einstieg ins Berufsleben verschärft sich die Situation häufig. Es ist weniger Zeit vorhanden, der Alltagsstress beginnt und wir gewöhnen uns weiter ungesunde Haltungen und Bewegungen an.
Was können wir tun, um Rückenschmerzen vorzubeugen?
Unseren Rücken stärken! Eine gut trainierte Rückenmuskulatur und eine bewusste Körperhaltung sind die wichtigsten Aspekte. Patienten die einmal die richtigen Bewegungsabläufe verinnerlicht haben und regelmäßig an der körperlichen Fitness arbeiten, spüren den Unterschied.
Wie kann ich die richtigen Bewegungsabläufe erlernen?
Mein Tipp: Rückenschule. Das Wort Schule ist bei den meisten nicht mit Spaß behaftet, aber beschreibt das Trainingskonzept am besten. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz den Rücken und die gesamte Rumpfmuskulatur zu stärken.
Wie läuft so eine Rückenschule ab und wer bietet sie an?
Rückenschulen werden meistens von Physiotherapeuten angeboten. Sie sollten darauf achten, dass ein Zertifikat für eine anerkannte Rückenschullehrer-Lizenz vorliegt. Bei mir besteht eine Rückenschule zum Beispiel aus 10 Einheiten à 50 Minuten. Bei jedem Lehrer, jeder Lehrerin gibt es leicht unterschiedliche Herangehensweisen, ich lege besonderen Wert auf einen stufenweisen Aufbau. Spaß vermitteln ist mir wichtig, denn nur wer motiviert ist, lernt auch gut. Am Anfang steht die Körperwahrnehmung. Nur wer seinen Körper spürt, kann später erkennen, welche Bewegungen gut oder weniger gut für den eigenen Trainingszustand/körperlichen Zustand sind.
Dann folgen viele praktische Übungen, um die Bewegungen im Alltag zu verbessern. Neben den rückenspezifischen Übungen steht aber auch die allgemeine Fitness auf dem Programm. Wichtig ist mir, dass die Kursteilnehmer nach einigen Stunden die Unterschiede spüren. Das Tolle an diesem ganzheitlichen Ansatz ist, dass je nach eigener Motivation das Training ausgebaut werden kann und dies unabhängig vom Kurs. Viele Teilnehmer finden durch die Rückenschule wieder zu sportlichen Aktivitäten, weil sie motiviert wurden. Schwimmen, Joggen, Nordic Walking etc. lassen sich wunderbar mit dem Rückentraining kombinieren und ergänzen.
Vielen Dank für diese Einschätzungen.